Fronleichnam zählt zu den diskutierten Feiertagen unter den Christen – den Katholiken bis heute ein heiliger Tag, an dem man nicht nur die Messe feiert, sondern auch in Prozessionen durch die Städte und über die Felder zieht, wetterte Martin Luther: „An keinem Fest wird Gott und sein Christus mehr gelästert, denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession. Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man’s nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet.“ Die Symphoniker im Foyer nutzen den Feiertag am 31. Mai 2018 zu einem besinnlichen Vormittag mit Kompositionen von Johann Sebastian Bach.
„Ich armer Mensch, ich Sündenknecht“ BWV 55 ist Bachs einzige erhaltene Solo-Kantate für Tenorstimme, entstanden in seiner Leipziger Zeit im Jahre 1726. Mit nur geringen Mitteln, aber einem äußerst expressiven Tonsatz voller Dissonanzen findet Bach zu einer faszinierenden Ausdrucksintensität, um einen Sünder zerknirscht den gütigen Gott um Vergebung anflehen zu lassen. Ein festliches Lob der Dreifaltigkeit ist dagegen die aus dem gleichen Jahr stammende Kantate „Gelobet sei der Herr, mein Gott“ BWV 129 – ein raffiniertes Concerto von Streichern und Holzbläsern mit Einwürfen von Trompeten und Pauken im Wechselspiel mit Arien für vier Solisten und einer Choralphantasie zum Abschluss.
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Johann Sebastian Bach:
Kantate „Ich armer Mensch, ich Sündenknecht“ BWV 55
Konzert für Oboe d’amore, Streicher und Basso continuo D-Dur BWV 1053
Kantate „Gelobet sei der Herr, mein Gott“ BWV 129