William Forsythe

William Forsythe ist seit über 50 Jahren als Choreograph tätig. Seine Werke sind dafür bekannt, die Praxis des Balletts aus der Identifikation mit dem klassischen Repertoire gelöst und zu einer dynamischen Kunstform des 21. Jahrhunderts transformiert zu haben. Forsythes tiefgreifendes Interesse an organisatorischen Grundprinzipien der Choreographie hat ihn dazu geführt, ein breites Spektrum von Projekten in den Bereichen Installation, Film und internetbasierter Wissensentwicklung zu realisieren.

Forsythe wuchs in New York auf und begann seine Ausbildung bei Nolan Dingman und Christa Long in Florida. Er tanzte mit dem Joffrey Ballet und später mit dem Stuttgarter Ballett, dessen Hauschoreograph er 1976 wurde. In den folgenden sieben Jahren schuf er neue Werke für das Stuttgarter Ensemble, als auch für andere Ballett-Compagnien weltweit. 1984 begann seine 20-jährige Tätigkeit als Direktor des Ballett Frankfurt, mit dem er Arbeiten wie „Artifact“ (1984), „Impressing the Czar“ (1988), „Limb’s Theorem“ (1990), „The Loss of Small Detail“ (1991), „Eidos:Telos“ (1995), „Kammer/Kammer“ (2000) und „Decreation“ (2003) schuf.
Nach der Auflösung des Ballett Frankfurt im Jahr 2004 formierte Forsythe ein neues Ensemble, The Forsythe Company, die er von 2005 bis 2015 leitete. Mit diesem Ensemble entstanden u.a. die Werke „Three Atmospheric Studies“ (2005), „Human Writes“ (2005), „Heterotopia“ (2006), „I don’t believe in outer space“ (2008) und „Sider“ (2011). Forsythes Werke aus dieser Zeit wurden ausschließlich von dieser neuen Compagnie entwickelt und aufgeführt, während seine früheren Arbeiten einen zentralen Platz im Repertoire praktisch aller wichtigen Ballettensembles der Welt einnehmen. In den letzten Jahren schuf Forsythe Werke für das Paris Opera Ballet, English National Ballet, Boston Ballet, Dance Theatre of Harlem, La Scala Ballet Company, sowie „A Quiet Evening of Dance“ produziert vom Sadler’s Wells Theatre (London), und „The Barre Project (Blake Works II)“für den digitalen Raum.
Forsythe hat zunehmend ebenfalls Performance-, Film- und Installationsarbeiten als Auftragswerke entwickelt. Dies von ihm als „Choreographic Objects“ bezeichneten Werke werden in zahlreichen Museen und Ausstellungen gezeigt, u.a. auf der Whitney-Biennale (New York, 1997), Louvre Museum (2006), Pinakothek der Moderne (München, 2006), Wexner Center for the Arts (Columbus, 2009), Tate Modern (London, 2009), MoMA (New York, 2010), der Biennale Venedig (2005, 2009, 2012, 2014), MMK – Museum für Moderne Kunst (Frankfurt am Main, 2015), 20. Biennale of Sydney (2016), ICA Boston (2011), Sesc Pompeia (Sao Paulo, 2019) und Museum Folkwang (2019), dem Museum of Fine Arts, Houston (2020) und dem Kunsthaus Zürich (2021).
In Zusammenarbeit mit Medien-Spezialisten und Pädagogen entwickelt Forsythe neue, innovative Ansätze der Tanz-Dokumentation, -Forschung und -Lehre. Zentrale Inhalte seiner 1999 veröffentlichten CD-ROM „Improvisation Technologies: A Tool for the Analytical Dance Eye“, die in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe entwickelt wurde, sind nun online zugänglich (www.improvisation-technologies.zkm.de). Forsythe war 2002 ein Gründungs-Mentor im Bereich Tanz der Rolex Mentor and Protégé Arts Initiative. Er ist Ehrenmitglied des Laban Centre for Movement and Dance in London und Ehrendoktor der Juilliard School in New York.