Martin Schäfer

Eigentlich war es ein Zufall, dass Martin Schäfer Geiger wurde, ein gut vorbereiteter Zufall allerdings. Denn Schäfer kommt aus einer echten Musikerfamilie, der Vater hatte eine Professur für Tonsatz in Heidelberg inne, die Mutter war Gesangslehrerin.
Der Sohn fing mit sechs Jahren auf eigenen Wunsch an, Geige zu lernen. Und doch trieb es ihn zunächst nach Paris – offiziell als Jurastudent, in Wahrheit als Forscher in Sachen „savoir vivre". Hernach studierte er ausgiebig Romanistik und Sportwissenschaften in Freiburg und machte zusätzlich die Aufnahmeprüfung an der dortigen Musikhochschule.
Er bekam den Studienplatz tatsächlich und studierte Geige nebenher, bis ihm die Hochschule signalisierte, dass „nebenher" zu wenig sei. So fiel die Entscheidung für die Violine und den Lehrer Rainer Kussmaul. Schäfer ist vielseitig interessiert geblieben, nicht nur als Musiker. Eine breite Palette pflegt er mit Hingabe: Kammermusik, Alte Musik auf der Barockgeige, Salonmusik, Quartett mit dem Brentano-Quartett, ein Lehrauftrag am Institut für Musikpädagogik an der Uni Münster - da kommt keine Langeweile auf.
Schäfer wirkt neugierig, ohne Unruhe auszustrahlen, er wirkt wie jemand, der keinen Alltag hat, weil er es gar nicht dazu kommen lässt. Der frankophile Bergwanderer sieht zwar sehr wohl die Belastung des Orchesteralltags und ist sicher, dass sich am heutigen Montag nach der gestrigen „Götterdämmerung" die linke Hand gewiss wie ein Waschlappen anfühlen wird - aber das ist nur eine Sache im Leben und ein Grund mehr, Freiräume zu pflegen.