In Augmented Reality
Zum Greifen nah und doch so fern – eine Empfindung, die ganz aktuell ein global um sich greifendes Lebensgefühl beschreibt. Im Ballett kennen wir dieses Phänomen schon lange, und hier kommt es mit einer ganzen Menge Magie daher: Die Fee, aus dem Nichts taucht sie auf und entzieht sich im Nu. Die schwebenden Wesen sind besonders im klassischen romantischen Ballett des 19. Jahrhunderts fester Bestandteil der Ästhetik – besonders, wenn es um den Spitzentanz geht. Ob als Sylphiden mit Flügelchen, geisterhaft in „Giselle“ oder wie die sieben Geburtstagsfeen in „Dornröschen“ – und ihr Zauber lässt nicht nach.

Es wurden fünf Feen in Augmented Reality entwickelt, die auf der AR Biennale des NRW Forums im Hofgarten in Düsseldorf in 2021/2022 erlebbar waren. Das Projekt “Fairies” entstand im Rahmen des Projekts "Das digitale Foyer" gemeinsam mit unserem Digitalpartner MIREVI der Hochschule Düsseldorf.

Trailer
Wo, wie und wann?
Wie: Mit dem eigenen Smartphone
Wo: AR Biennale vom NRW Forum Düsseldorf
Wann: August 2021 bis April 2022
Mehr Infos zur Entwicklung
AR Biennale oder wie die Ballettfee ins Smartphone kommt
Ein Protokoll
07.10.2021

September 2020:
Das Ballett am Rhein geht eine Kooperation mit dem Museum Kunstpalast / NRW-Forum Düsseldorf ein und nimmt an der weltweit ersten AR Biennale teil. Die AR Biennale macht digitale Kunstwerke im analogen Raum erlebbar, dafür bedient sie sich der Technologie „Augmented Reality“.

Oktober 2020:
Demis Volpi, Carmen Kovacs, Jens Breder und Lena tom Dieck von der Deutschen Oper am Rhein / Ballett am Rhein entwickeln eine Idee zur Teilnahme des Balletts an der AR Biennale. Im Rahmen des Projekts „Das digitale Foyer“ sollen neue Wege der Kommunikation mit dem Publikum gefunden werden, indem neue digitale Tools dafür genutzt werden. Das Projekt „Fairies“, tanzende Feen in Augmented Reality, beginnt.

November 2020:
Die Ballettmeister*innen Brent Parolin und Louise Bennett konzipieren sieben Choreographien für sieben Feen, die, frei nach den Geburtstagsfeen bei Dornröschen, alle jeweils einen bestimmten Effekt verkörpern.

Dezember 2020:
Bei einem vor-Ort-Termin im Hofgarten und Ehrenhof entstehen die konkreten Charaktere der „Fairies“: Feuer, Wasser, Eis, Fashion, Rosen-Fee, Dreh-Fee und Käfer-Fee.

Januar bis März 2021:
Auswahl der Tänzer*innen des Ballett am Rhein: Niklas Jendrics, Charlotte Kragh, Norma Magalhães, Rose Nogué-Cazenave, Marié Shimada, Courtney Skalnik, Marjolaine Laurendeau; Proben im Balletthaus, Konzeption der Kostüme durch Stefanie Salm.

März 2021:
Tänze der sieben Feen werden vor einem Greenscreen im Theater Duisburg gefilmt. In Kooperation mit MIREVI, dem Digitalpartner des Projektes „Das digitale Foyer“, werden Besonderheiten für die spätere Bearbeitung der Aufnahmen schon beim Dreh mitgedacht.
Für die Wasser-Fee, die später in einem digitalen Brunnen tanzt, wird beim Dreh eine Art Kante erdacht, die später die Wasseroberfläche markiert. Bei der Feuer-Fee wird schon die Choreographie so angelegt, dass durch spätere Effekte die Fee dazu in der Lage ist, mit ihren Händen Feuer zu zaubern.

April 2021:
Das Team von MIREVI, Prof. Christian Geiger, Ivana Družetić, Marvin Voß, Christian Zimmer, Jorge Martinez Garcia, Fabian Büntig und Lisa Glosowitz, erschafft innerhalb eines Monats die „special skills“ der Feen. Die Garten-Fee, die zu Beginn von Blättern verborgen, später im rosefarbenen Kostüm tanzt, die Eis-Fee, die immer wieder zur Statue gefriert und doch weiter tanzt, die Wasser-Fee, die in einem digital erstellten Brunnen tanzt und das Wasser spritzen lässt.

Mai 2021:
Platzierung der Feen im Hofgarten und Ehrenhof mit allen Projektbeteiligten und in Abstimmung mit den Planungen des NRW Forums zu den weiteren Kunstwerken der AR Biennale.

Juni – August 2021:
Test, Korrektur, Test, Korrektur, Test mit Publikum, Korrektur.

August 2021:
Eröffnung der AR Biennale mit kostenlosem Zugang zu allen Kunstwerken und Inhalten am Eröffnungswochenende, 35 Werke von internationalen Künstler*innen.

Fazit September 2021:

Für die Tänzer*innen war dieses Projekt besonders: Beim Dreh vor dem Greenscreen, der wenig Raum lässt, da sonst einzelne Körperteile aus dem Bild herausragen. Bei der ungewissen Gestaltung in der Postproduktion, die wenig Einblicke gewährt. Bei der Kommunikation mit dem Publikum, das, anders als im Theater, kein direktes Feedback gibt. Nun aber können die Tänzer*innen sich selbst begegnen, in der erweiterten Realität.

Für die Deutsche Oper am Rhein und für das Ballett am Rhein ist die Teilnahme an der AR Biennale eine Art Experiment – wie gelingt es, dem Publikum auf anderen Wegen zu begegnen? Was bedeuten neue Technologien für die künstlerische Arbeit? Wie können wir mehr Menschen für ein modernes Ballett begeistern und neben den klassischen Formaten im Theater auch im Stadtraum agieren?

Im Rahmen des digitalen Foyers soll genau diese Art von Experiment herausfinden, wie das Theater in Zukunft mit neuen digitalen Tools umgeht und wie Künstler*innen sich diese zu eigen machen können. Die Zustimmung von zahlreichen Zuschauer*innen und die große Medienresonanz bestätigen uns darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und machen Mut, die Erforschung digitaler Kommunikationstools fortzusetzen.
Beteiligte
Tänzer*innen des Ballett am Rhein: Niklas Jendrics, Charlotte Kragh, Norma Magalhães, Rose Nogué-Cazenave, Marié Shimada, Courtney Skalnik, Marjolaine Laurendeau
Choreographie: Louise Bennett, Brent Parolin
Kostüm: Stefanie Salm
Dramaturgie: Carmen Kovacs
Kamera: Jo Alexander Berg
Projektleitung: Lena tom Dieck
Technische Umsetzung: Digitalpartner MIREVI unter der Leitung von Christian Geiger
Postproduktion und Technische Leitung MIREVI: Marvin Voß, Christian Zimmer
Koordination MIREVI: Ivana Družetić
Gefördert im Programm // Gefördert von