Twyla Tharp

Choreographin
Seit mehr als vier Jahrzehnten geht es der amerikanischen Choreographin Twyla Tharp vor allem um das Eine: Den Tanz als gleichberechtigte Bühnenkunst neben allen anderen Künsten fest zu etablieren, ohne auf choreographische Tabus, knappe finanzielle Mittel und die Meinung der Kritik Rücksicht zu nehmen – immer aber mit Blick auf das große, breit gefächerte Publikum. Mit ihren ersten Arbeiten schlug die eigenwillige Rebellin, die es versteht, immer auch bedeutende Modeschöpfer, Komponisten oder Popstars für ihre Arbeiten zu gewinnen, wie ein Meteor in die amerikanische Tanzszene ein. Was vielleicht zunächst unvereinbar erscheint, geht in Twyla Tharps Balletten unbekümmert auf: ein Brückenschlag zwischen den unterschiedlichsten Genres wie Ballett, Broadway-Musical, Hollywood-Film, Pop-Art, aber auch Tanzstilen wie klassisches Ballett, Modern und Jazz Dance und Bewegungsformen wie Gymnastik, Karate und Akrobatik, der von den Tänzerinnen und Tänzern ein Maximum an Vielseitigkeit erfordert. Auf die Frage, wie sie ein Ballett zu kreieren beginnt, gibt es für Twyla Tharp nur eine simple und doch für sich sprechende Antwort: „Put yourself in motion“. Ihre Tanzausbildung erhielt Twyla Tharp während eines Kunststudiums in New York u. a. bei Martha Graham, Merce Cunningham, Alwin Nikolais und Paul Taylor – den führenden Protagonisten des Modern Dance. 1965 gründete sie ihre eigene Company, arbeitete seither aber auch für andere Ensembles wie das American Ballet Theatre, das Ballett der Pariser Oper, Royal Ballet London, New York City Ballet, Boston Ballet, Miami City Ballet, Pacific Northwest Ballet, die Hubbard Street Dance und die Martha Graham Dance Company. Einen ersten Durchbruch erzielte Twyla Tharp 1983 mit dem Ballett „Deuce Coupe“, das sie für die Company von Robert Joffrey zur Musik der Beach Boys choreographierte. Für Mikhail Baryschnikow und das American Ballet Theater schuf sie das komische Stück „Push Comes to Shove“ (1976). Weitere wichtige Kreationen sind „Baker’s Dozen“ (1979), „Brahms-Paganini“ (1980), „In the Upper Room“ (1981), „Nine Sinatra Songs“ (1983), „Pergolesi“ (1993), „Brahms Variations on a Theme by Haydn“ (2000) und „Surfer at the River Styx“ (2001). 1979 arbeitete Twyla Tharp für den Film „Hair“ zum ersten Mal mit dem Regisseur Milos Forman zusammen. Es folgten die gemeinsamen Produktionen „Ragtime“ (1980) und „Amadeus“ (1984). 1980 debütierte Twyla Tharp mit „When We Were Very Young“ am Broadway, woran sich eine Zusammenarbeit mit David Byrne bei „The Catherine Wheel“ (1981) anschloss. 1985 folgte die Produktion „Singin’ in the Rain“ inklusive einer ausgedehnten USA-Tournee. Für das Tanz-Musical „Winning Out“ (2002) erhielt Twyla Tharp zahlreiche wichtige Preise, darunter den Tony und Astaire Award, die Drama League, Drama Desk und Outer Critics Circle Awards. Zuletzt entstand 2006 „The Time They Are A-Changin’“ auf Musik und Texte von Bob Dylan. Unter den zahlreichen weiteren Preisen, die Twyla Tharp verliehen wurden, sind zu nennen: zwei Emmy Awards, 19 Ehrendoktorwürden, die National Medal of the Arts, der Jerome Robbins Prize und die John D. and Catherine T. MacArthur Fellowship sowie 2008 eine der renommierten Kennedy Center Honours. Twyla Tharp ist Mitglied der Amerikanischen Akademie der Künste und Wissenschaften sowie Ehrenmitglied der Amerikanischen Akademie der Künste und Literatur. 1992 schrieb sie ihre Autobiographie „Push Comes to Shove“, 2003 folgte „The Creative Habit. Learn It and Use It for Life“.