21.01.–12.02.2023 / Ballett
Coppélia X Machina
Hélène Blackburn
Fr 03.02.2023
Opernhaus Düsseldorf
19:30 - 21:15
Ballett
Beschreibung
Wenn die Grenzen zwischen Mensch, Puppe und Maschine verschwinden – was dann?
Schon immer war der Mensch fasziniert von der Idee, Leben zu erschaffen – eine Vision, der wir durch Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz immer näher zu kommen scheinen.
Die Uraufführung „Coppélia X Machina“ der franko-kanadischen Choreographin Hélène Blackburn zur Musik von Ana Sokolović erinnert mit ihrer Figurenkonstellation zwischen Mensch, Maschine und Erschaffer nur lose an das Ballett „Coppélia“ aus dem Jahr 1870. Viel mehr trägt dieses Tanzstück mit seiner eindringlichen Bewegungssprache die dunklen und abgründigen Züge der literarischen Vorlage „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann.
Dabei eröffnet Hélène Blackburn mit ihrer abstrakt-assoziativen Betrachtung ein ganzes Feld an zeitlos faszinierenden und zugleich hochaktuellen Fragen: Was unterscheidet den Menschen von der denkenden Maschine? Wohin wird die technologische Evolution uns führen? Welchen Platz wird die Künstliche Intelligenz in unserer Welt einnehmen – oder: wir in ihrer Welt?
Wir erleben eine Zukunftsgesellschaft, die keine Angst hat vor dem Fortschritt. Eine Tech-Society, für die es ganz selbstverständlich ist, dass Entwicklung und Veränderung Einzug in unseren Alltag und unsere Körper erhält. Allerdings spüren wir auch die Kühle, die Schnelllebigkeit und Härte dieser Gesellschaft. Es ist Faszination und Warnung zugleich.
Die Uraufführung „Coppélia X Machina“ der franko-kanadischen Choreographin Hélène Blackburn zur Musik von Ana Sokolović erinnert mit ihrer Figurenkonstellation zwischen Mensch, Maschine und Erschaffer nur lose an das Ballett „Coppélia“ aus dem Jahr 1870. Viel mehr trägt dieses Tanzstück mit seiner eindringlichen Bewegungssprache die dunklen und abgründigen Züge der literarischen Vorlage „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann.
Dabei eröffnet Hélène Blackburn mit ihrer abstrakt-assoziativen Betrachtung ein ganzes Feld an zeitlos faszinierenden und zugleich hochaktuellen Fragen: Was unterscheidet den Menschen von der denkenden Maschine? Wohin wird die technologische Evolution uns führen? Welchen Platz wird die Künstliche Intelligenz in unserer Welt einnehmen – oder: wir in ihrer Welt?
Wir erleben eine Zukunftsgesellschaft, die keine Angst hat vor dem Fortschritt. Eine Tech-Society, für die es ganz selbstverständlich ist, dass Entwicklung und Veränderung Einzug in unseren Alltag und unsere Körper erhält. Allerdings spüren wir auch die Kühle, die Schnelllebigkeit und Härte dieser Gesellschaft. Es ist Faszination und Warnung zugleich.
Stimmen unserer Scouts zu "Coppélia X Machina"
Verstörend – Faszinierend, ein Abend gerade auch für die junge Generation.
Kann sich ein Mensch in eine Maschine/Puppe verlieben? Wo haben Maschinen bereits menschliche Züge und Verhaltensweisen angenommen und kann der Mensch dies noch unterscheiden? Ein Ballettabend, der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen ließ und uns in eine mögliche Zukunft katapultierte.
An das Stück „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann angelehnt, entwickelte sich dieser Ballettabend sehr offen und ließ den Raum frei für persönliche Assoziationen.
Es war ein großes Zusammenspiel zwischen rhythmischer, stakkatoartiger, maschinenhafter Musik (Spitzenleistung des Orchesters) und einem großartigen Ballettensemble, das diese Musik aufnahm und in modernste Bewegungen mit größter Präzision und beeindruckendem Können umsetzte. Die Kostüme wiederum und die Accessoires der Tänzer*innen, insbesondere die Stelzen, ließen das Stück futuristisch wirken. Man konnte sich den teils düsteren Szenen nicht entziehen und blieb beeindruckt und mit ambivalenten Gefühlen zurück. Großer Diskussionsbedarf der Opernscouts im Nachgang.
Elke Böttcher
Kann sich ein Mensch in eine Maschine/Puppe verlieben? Wo haben Maschinen bereits menschliche Züge und Verhaltensweisen angenommen und kann der Mensch dies noch unterscheiden? Ein Ballettabend, der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen ließ und uns in eine mögliche Zukunft katapultierte.
An das Stück „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann angelehnt, entwickelte sich dieser Ballettabend sehr offen und ließ den Raum frei für persönliche Assoziationen.
Es war ein großes Zusammenspiel zwischen rhythmischer, stakkatoartiger, maschinenhafter Musik (Spitzenleistung des Orchesters) und einem großartigen Ballettensemble, das diese Musik aufnahm und in modernste Bewegungen mit größter Präzision und beeindruckendem Können umsetzte. Die Kostüme wiederum und die Accessoires der Tänzer*innen, insbesondere die Stelzen, ließen das Stück futuristisch wirken. Man konnte sich den teils düsteren Szenen nicht entziehen und blieb beeindruckt und mit ambivalenten Gefühlen zurück. Großer Diskussionsbedarf der Opernscouts im Nachgang.
Elke Böttcher
Die Uraufführung des Balletts Coppélia X Machina war "etwas anderes".
Das Bühnenbild spiegelte den vollen noch lebhaften Saal wieder. Es gab mir – als schließlich das Licht und die Stimmen gedämmt wurden – das Gefühl, als hätte das, was da gleich passieren würde, etwas mit mir zu tun. Doch es kam eben anders. Gleich der erste Ton und die ersten Bewegungen waren so fremd; so als läge hier ein Geheimnis auf der Bühne, das erst entdeckt werden wollte. Also machte ich mich auf die Suche. Das Stück schien sich beim ersten Vorhangfall noch im Aufbau zu befinden. Also suchte ich im zweiten Teil, doch vergebens - beeindruckende futuristischen Prothesen und das bellende Zählen der Tänzer; es schien zusammenhangslos. War der Spiegel am Ende tatsächlich nur ein Spiegel?
Vielleicht weiß ich zu wenig, um zu staunen – vielleicht sollte man aber auch nicht wissen müssen, um zu staunen.
Ich habe mehr erwartet und bin doch nicht leer wieder gegangen. Nur vielleicht unbefriedigt und dadurch zum Nachdenken inspiriert: ja, es war etwas anderes – aber ist das reine "Andere" wirklich genug?
Anna von Aulock
Das Bühnenbild spiegelte den vollen noch lebhaften Saal wieder. Es gab mir – als schließlich das Licht und die Stimmen gedämmt wurden – das Gefühl, als hätte das, was da gleich passieren würde, etwas mit mir zu tun. Doch es kam eben anders. Gleich der erste Ton und die ersten Bewegungen waren so fremd; so als läge hier ein Geheimnis auf der Bühne, das erst entdeckt werden wollte. Also machte ich mich auf die Suche. Das Stück schien sich beim ersten Vorhangfall noch im Aufbau zu befinden. Also suchte ich im zweiten Teil, doch vergebens - beeindruckende futuristischen Prothesen und das bellende Zählen der Tänzer; es schien zusammenhangslos. War der Spiegel am Ende tatsächlich nur ein Spiegel?
Vielleicht weiß ich zu wenig, um zu staunen – vielleicht sollte man aber auch nicht wissen müssen, um zu staunen.
Ich habe mehr erwartet und bin doch nicht leer wieder gegangen. Nur vielleicht unbefriedigt und dadurch zum Nachdenken inspiriert: ja, es war etwas anderes – aber ist das reine "Andere" wirklich genug?
Anna von Aulock
Coppélia X Machina ist ein emotionaler, spannender, geräuschvoller und zeitgemäßer Ballettabend der fast mehr den Ausdruck eines Tanztheaters hat.
Die dramatische Intro-Musik und das Bühnenbild haben mir sofort geholfen in die Thematik der surrealen Labor-Kreationen einzutauchen. Ohne Einblick in den Orchestergraben frage ich mich, wie die fast synthetischen Geräusche mit klassischen Instrumenten erzeugt werden.
Das Bühnenbild ästhetisch, Labor-Atmosphäre suggerierend, wieder einmal mit wenigen Mitteln durch perfekte Lichtinstallationen und spannenden Elementen inszeniert.
Tänzerisch sehr vielseitig und teils überraschend. Hervorragend fand ich den Übergang zur Pause, den „Kreaturentanz“ mit den Prothesen und die tänzerischen Duette, bei denen die Avatare voneinander lernen.
Insgesamt ein sehr gelungenes opulentes Ballett, dass die Begeisterung und Gefahr der Künstlichen Intelligenz und die Verschmelzung von Mensch und Maschine wunderbar tänzerisch umsetzt und einen Anstoß zur Reflexion der ethischen und moralischen Herausforderungen der Zukunft gibt.
Christine Preuß
Die dramatische Intro-Musik und das Bühnenbild haben mir sofort geholfen in die Thematik der surrealen Labor-Kreationen einzutauchen. Ohne Einblick in den Orchestergraben frage ich mich, wie die fast synthetischen Geräusche mit klassischen Instrumenten erzeugt werden.
Das Bühnenbild ästhetisch, Labor-Atmosphäre suggerierend, wieder einmal mit wenigen Mitteln durch perfekte Lichtinstallationen und spannenden Elementen inszeniert.
Tänzerisch sehr vielseitig und teils überraschend. Hervorragend fand ich den Übergang zur Pause, den „Kreaturentanz“ mit den Prothesen und die tänzerischen Duette, bei denen die Avatare voneinander lernen.
Insgesamt ein sehr gelungenes opulentes Ballett, dass die Begeisterung und Gefahr der Künstlichen Intelligenz und die Verschmelzung von Mensch und Maschine wunderbar tänzerisch umsetzt und einen Anstoß zur Reflexion der ethischen und moralischen Herausforderungen der Zukunft gibt.
Christine Preuß
„Supported by fabulous music, the cyber ensemble of the Düsseldorfer Ballet am Rhein put on a great automatic show at their premiere performance of Coppélia X Machina. Giving a programme full of most unusual movements and sounds, they certainly passed the machine test. Maybe the performance was so fascinating because dancers are human machines in the first place, no more no less than we are, and the roles they had to play were not at all far-fetched? Living out their machine spirit on stage, the dancing group made us feel dear to them. They definitely can love and be loved. Seen with open eyes, the piece showed very convincingly that Coppélia should be able to feel love or affection. If not yet, then in the near future. Fast, thrilling, what a somatic inspiration!“
Markus Brandstetter
Markus Brandstetter
Ein Mensch verliebt sich in eine Maschine. Und stirbt. So ist es in Hoffmanns „Der Sandmann“.
Choreographin Hélène Blackburn und Komponistin Ana Sokolović haben für die Figuren in Coppélia X Machina Ähnliches vorgesehen. Wer die Kälte aus Hoffmanns Vorlage fürchtet, den kann ich aber beruhigen: Blackburns Stück hat eine andere Temperatur, zumal Léo Delibes Volksballett „Coppélia“ zweiter Impulsgeber war. Roger Willemsen sagte mal: „Kultur muss überfordern.“ Ich meine, es reicht, wenn sie NACHfordert. Wenn sie zu Gedankenweitsprüngen animiert. Hinterher. Coppélia X Machina gelingt das. Der Beweis: Ich dachte auf dem Heimweg nach Jahren erstmals wieder an den Film „Her“. Darin verliebt sich Theodore Twombly, gespielt von Joaquin Phoenix, in Samantha, ein Betriebssystem. Auch hier steht hinter einem schnell erklärten Plot die Frage, ob Liebe zu etwas Leblosem wirklich so grotesk ist, wie wir reflexhaft glauben.
Den Film werde ich mir nochmal anschauen. Und das Ballett? Auch!
Anne Florack
Choreographin Hélène Blackburn und Komponistin Ana Sokolović haben für die Figuren in Coppélia X Machina Ähnliches vorgesehen. Wer die Kälte aus Hoffmanns Vorlage fürchtet, den kann ich aber beruhigen: Blackburns Stück hat eine andere Temperatur, zumal Léo Delibes Volksballett „Coppélia“ zweiter Impulsgeber war. Roger Willemsen sagte mal: „Kultur muss überfordern.“ Ich meine, es reicht, wenn sie NACHfordert. Wenn sie zu Gedankenweitsprüngen animiert. Hinterher. Coppélia X Machina gelingt das. Der Beweis: Ich dachte auf dem Heimweg nach Jahren erstmals wieder an den Film „Her“. Darin verliebt sich Theodore Twombly, gespielt von Joaquin Phoenix, in Samantha, ein Betriebssystem. Auch hier steht hinter einem schnell erklärten Plot die Frage, ob Liebe zu etwas Leblosem wirklich so grotesk ist, wie wir reflexhaft glauben.
Den Film werde ich mir nochmal anschauen. Und das Ballett? Auch!
Anne Florack
"Ein Abend mit einem düsteren Beigeschmack.
Wer die verzauberte und kitschige Geschichte der „Coppélia“ erwartet, ist bei Hélène Blackburns Stück fehl am Platz. Sie kreiert eine futuristische Welt, die vielleicht gar nicht mehr so weit in der Zukunft liegt. In einer Zeit in der KI und Chatbots anfangen, menschliche Aufgaben zu übernehmen, kommt schnell die Frage auf: wo hört der Mensch auf und wo fängt die Maschine an? Genau diese Hybridisierung fängt Blackburn in ihren Choreografien ein. Mit Prothesen und körperlichen Erweiterungen bewegen sich die Tänzer*innen im Raum und werden fast schon Teil des Bühnenbilds. Der Tanz ist alles andere als organisch, was eine kalte, aber fesselnde Stimmung hinterlässt. Am Ende des Abends gehe ich mit der Frage nach Hause, was ich eigentlich gerade gesehen habe - Utopie oder Dystopie?"
Lian Heüveldop
Wer die verzauberte und kitschige Geschichte der „Coppélia“ erwartet, ist bei Hélène Blackburns Stück fehl am Platz. Sie kreiert eine futuristische Welt, die vielleicht gar nicht mehr so weit in der Zukunft liegt. In einer Zeit in der KI und Chatbots anfangen, menschliche Aufgaben zu übernehmen, kommt schnell die Frage auf: wo hört der Mensch auf und wo fängt die Maschine an? Genau diese Hybridisierung fängt Blackburn in ihren Choreografien ein. Mit Prothesen und körperlichen Erweiterungen bewegen sich die Tänzer*innen im Raum und werden fast schon Teil des Bühnenbilds. Der Tanz ist alles andere als organisch, was eine kalte, aber fesselnde Stimmung hinterlässt. Am Ende des Abends gehe ich mit der Frage nach Hause, was ich eigentlich gerade gesehen habe - Utopie oder Dystopie?"
Lian Heüveldop
Coppélia X Machina von Hélène Blackburn öffnet neue Denkräume über die Entwicklung des Menschen im digitalen Zeitalter. Das Ringen, Suchen und Forschen des Menschen nach Unsterblichkeit ist ein altes Thema.
Dieses Stück stellt hochaktuelle Fragen zu der Beziehung zwischen dem Menschen und der Maschine. Maschinenmensch, Cyborg, Replikant, es gibt viele Begriffe, die dieses Wesen beschreiben. Wenn die Tänzer*innen sich auf
ihren prothesenartigen Stelzen winden, agieren und kommunizieren, wird dieser Entwicklungsprozess überzeichnet. Symbolisiert er vielleicht den Übergang zu immer mehr künstlich erzeugter Funktionen die in Menschenform in naher Zukunft Teil unseres Lebens sind? Wenn nicht nur unsere Gefühle von der Maschine erkannt werden, können die von uns entwickelten Maschinen auch bald Gefühle entwickeln. Der Möglichkeit einer Liebesbeziehung steht wenig entgegen.
Peter Ripka
Dieses Stück stellt hochaktuelle Fragen zu der Beziehung zwischen dem Menschen und der Maschine. Maschinenmensch, Cyborg, Replikant, es gibt viele Begriffe, die dieses Wesen beschreiben. Wenn die Tänzer*innen sich auf
ihren prothesenartigen Stelzen winden, agieren und kommunizieren, wird dieser Entwicklungsprozess überzeichnet. Symbolisiert er vielleicht den Übergang zu immer mehr künstlich erzeugter Funktionen die in Menschenform in naher Zukunft Teil unseres Lebens sind? Wenn nicht nur unsere Gefühle von der Maschine erkannt werden, können die von uns entwickelten Maschinen auch bald Gefühle entwickeln. Der Möglichkeit einer Liebesbeziehung steht wenig entgegen.
Peter Ripka
Ballettführer Audio
Einen kurzen Einblick in den Ballettabend „Coppélia X Machina” und seine Choreographie gibt Ihnen hier Dramaturgin Julia Schinke. Den Ballettführer in der Live-Version können Sie 30 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer erleben.
Dauer: 9:24 Minuten
Dauer: 9:24 Minuten