26.02.–24.03.2023 / Oper

La sonnam­bula

Vincenzo Bellini
Sa 04.03.2023
Opernhaus Düsseldorf
19:30 - 22:30
Oper
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Beschreibung
Von Traumtänzerinnen, Verdrängungskünstlern und Weltabhandenen: Feiner Belcanto und Liebeskrimi im trügerischen Dorfidyll der Schweizer Alpen.
Melodramma in zwei Akten
Libretto von Felice Romani, nach dem Libretto von Augustin Eugène Scribe zu dem Ballet-pantomime „La Somnambule ou L’Arrivée d’un nouveau seigneur“ von Jean-Pierre Aumer
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
ca. 3 Stunden, eine Pause
Empfohlen ab 14 Jahren
Im scheinbaren Idyll mitten in den Schweizer Alpen bereitet eine abgeschiedene Dorfgesellschaft sich auf die nächste Hochzeit vor. Amina soll diesmal die Glückliche sein, der Bräutigam Elvino. Doch der wendet sich schnell wieder seiner Ehemaligen zu, denn: Die Braut schlafwandelt in das Bett eines soeben angekommenen Fremden. Dem Grafen Rodolfo, Sohn des ehemaligen Grundherren und inkognito unterwegs, glauben die Dörfler die Unschuldsbeteuerungen allerdings ebenso wenig wie Amina, bis diese erneut nachtwandelt und der eingefleischte kollektive Gespensterglaube auf eine hartnäckige Probe gestellt wird.

Das Motiv des Schlafwandelns hat bei Bellini zwischen schönsten Koloraturen und schwelgerischen Melodien eine utopische Kraft. Nicht die Schlüpfrigkeit der sexualmoralisch zeigefingerhebenden Gesellschaft steht im Mittelpunkt, sondern ein Eskapismus, der die Sehnsucht nach Freiheit und Aufbruch schmerzlich deutlich macht. Diesen nachtwandlerischen Topos der Romantik zwischen Idyll und Absturzkante wird Johannes Erath für die Bühne erzählen, dessen poetisch-feinsinnige Arbeiten u.a. für die Bayerische Staatsoper, das Theater an der Wien, das Teatro Massimo Palermo, die Semperoper oder die Oper Frankfurt entstanden. An der Deutschen Oper am Rhein inszenierte er 2020/21 „Vissi d'arte – Eine Liebeserklärung an die Oper“.
Stimmen unserer Scouts zu "La sonnambula"
Ganz schön was los in den Schweizer Bergen. Verliebt, verlobt, verheiratet, ja, wenn da nicht die Eifersucht und Schlafwandlerin wären.
Ein Liebesdrama nach perfektem italienischem Gusto, un po´ kitsch e multo appassionato, getragen von Vincenzo Bellinis phantastischer Musik und dem wunderbaren Gesang von starken Solist*innen und einem fulminanten Chor. Die purpurnen Kostüme verzaubern wie das verrätselte Bühnenbild. Sie geleiten hinaus aus den Bergen in surreale Welten und führen zugleich als Videoprojektion und wundersamen Details immer wieder dorthin zurück. Der alte Stadt-Land-Konflikt und die Suche nach Freiheit und Raum haben mir einen beglückenden Abend voller Herzschmerz, aber vor allem eindringlich sinnliche Ästhetik geschenkt.
Gregor Jansen
Gregor Jansen

Elke Böttcher
Wieder ein Opernabend, der mich mit seiner besonderen Musikrichtung und Inszenierung überraschte.
Das für mich unbekannte Werk La sonnambula beeindruckte mich sehr durch die langen Koloraturen der Sopranistin. Herausragend die Sopranistin Stacey Alleaume, die mit Ihrer Stimme in solche Höhen kam, die ich nicht für möglich gehalten hätte.
Das gesamte Ensemble hat mich stimmlich wieder völlig überzeugt und der Chor war ebenfalls eine große Konstante im Hintergrund.
Das Bühnenbild war zweigeteilt, mit unterschiedlichen Bildprojektionen und entpuppte sich für mich erst am Ende in seiner Dreidimensionalität, die die Dramatik
der Handlung heraushob.
Einziger Wehrmutstropfen war für mich die überaus klassische Rollenverteilung von Mann und Frau, was natürlich der damaligen Entstehungszeit der Oper geschuldet ist. Dennoch schmälert dies nicht den Musikgenuss an diesem außergewöhnlichen Belcanto Abend.
Elke Böttcher

Eine opulente Oper voller Symboliken, derer es sich lohnt im Vorfeld ein wenig einzulesen oder die angebotene Einführung zu besuchen.
Die akustischen und optischen Sinne werden im höchsten Maß verwöhnt und gefordert.
Großer Gesang.
Das Schauspiel auf 3 Ebenen; die reale Szenerie, Projektionen und Visionen in den weiteren Ebenen. Großer Lob an alle von Regie, Kostümbild, Chor, Orchester bis Bühnenbild.
Oper vom feinsten, deren Besuch sich unbedingt lohnt. 3 kurzweilige Stunden, die noch lange nachhallen.
Christine Preuß
Christine Preuß

Anna von Aulock
Die Oper am Rhein öffnet den Vorhang das Erste Mal für Bellinis La sonnambula und es ist - tatsächlich - traumhaft!
Wir befinden uns auf einer Bühne mit zwei Ebenen, die dem Publikum Multitasking zumutet, da man neben der ausdrucksvoller Musik und dem Text unbedingt die gesamte Bühne im Blick behalten sollte! Allzeit ist sie ausgefüllt vom Chor – einer in lila Tönen gehaltenen Masse an geiernden Dorfbewohnern, die sich bejubelnd, dann beklagend in das Geschehen einmischen. Mit ihnen versammeln wir uns um einen Tisch, der teilweise zu einem Hochzeitsbankett gedeckt, dann aber wieder zu einem Altar für unsere Protagonistin umfunktioniert wird, dem Stolz des Dorfes: "Oh, Viva Amina!" Wenn ihr Märchenprinzessinnen-Flair uns nicht sofort erobert, dann ist es ihre Stimme, die – wie ihr treues Herz – allen Höhen und Tiefen standhält. Wir zürnen Elvino, als Amina ihre bräutliche Leichtigkeit wie ihr Hochzeitskleid ausgezogen wird und bangen, zusammen mit Musik und Chor, ob auch alles gut enden wird.
Insgesamt und in jedem kleinen Detail können wir an diesem Abend Originalität und Schönheit finden. Ich würde sofort wieder in die Traumwelt von La sonnambula eintauchen!
Anna von Aulock


Musikalisch erhebend und opulent inszeniert, voller Liebe, Eifersucht, Aberglauben und dem Phänomen des Schlafwandelns. So erlebe ich die Oper La sonnambula. Die Arien und Duette sind dramatisch und leidenschaftlich, der Chor agiert mit tänzerischen Momenten. Die visuellen Elemente dominieren die Inszenierung mit einer XXXL Sofalandschaft, einem riesigen Hochzeitstisch und einem spirituellen Kostüm- und Bühnendesign. Einige Passagen der Videoprojektion sind traumschön und rätselhaft zugleich. Obwohl die Oper mit großem Applaus endet, stellt sich die Frage, ob eine zeitgenössische Inszenierung mit Bezügen zur heutigen Zeit angebracht gewesen wäre.
Peter Ripka
Peter Ripka begleitet seine Ballett- und Opernerlebnisse zeichnerisch.
Die Skizzen sind während der Premiere von Bellinis "La sonnambula" entstanden.
Peter Ripka

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