06.12.2024–03.01.2026 / Ballett

Ruẞ

Eine Geschichte von Aschenputtel
Bridget Breiner
Sa 03.01.2026
Theater Duisburg
19:30 - 21:15
Audiodeskription, Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Ballett
69594939302417
Ballett-Abo Duisburg
Termine
19:30 - 21:15
Ballett
9983776756443322
Kleines-Abo 2, Wechselnde Wochentage-Abo 3
19:30 - 21:15
Audiodeskription Ballett
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Ballett-Abo 2
19:30 - 21:15
Ballett
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Mittwochs-Abo
18:30 - 20:15
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Ballett
Im Anschluss: Nachgefragt
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Donnerstags-Abo
19:30 - 21:15
Wiederaufnahme Ballett
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Wechselnde Wochentage-Abo A
15:00 - 16:45
Audiodeskription Ballett
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19:00 - 20:45
Ballett
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Wechselnde Wochentage-Abo E
18:30 - 20:15
Ballett
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Gemischtes Abo F
19:30 - 21:15
Audiodeskription, Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Ballett
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Ballett-Abo Duisburg
Beschreibung
Uraufführung am 19. Januar 2013, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, Ballett im Revier
ca. 1 ¾ Stunden, eine Pause
Empfohlen ab 8 Jahren
Mittelpunkt von Bridget Breiners Auseinandersetzung mit dem Stoff ist nicht Clara, das Aschenputtel, sondern Livia, eine der Stiefschwestern. Was geschieht, wenn man eines der bekanntesten Märchen aus der Sicht einer der Gegenspielerinnen erzählt? Ist das „Böse“ nicht eine Frage der Perspektive? Unter den Machtspielen ihrer Mutter leidend, entdeckt Livia in Clara ihr Gegenstück. Bewunderung und Faszination schlagen in Eifersucht um. Die Geschichte folgt ihrem bekannten Lauf: Der von der Mutter für Livia auserkorene Prinz findet in Clara die wahre Liebe. Doch Livia geht ihren eigenen Weg, befreit sich von den Zwängen ihrer Umwelt und nimmt ihr Leben selbst in die Hand.

Das ursprünglich für das Ballett im Revier Gelsenkirchen kreierte Handlungsballett spielt zwischen Kohlenpott und amerikanischer Bergbautradition und gewann 2013 den Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Beste Choreographie“. Unter Leitung der neuen Chefchoreographin Bridget Breiner kommt „Ruß“ nun nach Düsseldorf und Duisburg.
Musik
Johann Strauss/Woody Guthrie/Klaus Paier/Marko Kassl
Choreographie
Bühne / Kostüme
Choreographische Einstudierung
Lynne Charles/Joshua Swain
Dramaturgie
Dramaturgische Betreuung
Akkordeon
Hugo Degorre/Marko Kassl
Inhalt
1. AKT

Ein Mann stirbt, sein Tod ändert alles für die zurückbleibende Frau und ihre beiden Töchter Livia und Sophia. Als der soziale Abstieg droht, bricht die Mutter mit ihren Kindern in eine ungewisse Zukunft auf. In einem Kohleabbaugebiet findet sie schließlich den erhofften Versorger für sich und die Mädchen. Doch auch der neue Mann bringt eine Tochter mit in die Ehe. Clara ist unbeschwert, natürlich und willensstark, ganz anders als ihre sensible Stiefschwester Livia: Fügsam und ernst leidet Livia unter der Kontrolle und den ehrgeizigen Zukunftsplänen ihrer Mutter, die sich zu erfüllen scheinen, als J. R. Prince, der Sohn des örtlichen Industriebarons, die Familie zum Ball lädt. Nur das „Aschenputtel“ Clara muss auf Geheiß der Stiefmutter zuhause bleiben.

2. AKT

Auf dem Ball zerbricht Livias Traum vom Glück nach wenigen Augenblicken: ihr gelingt es nicht, das Interesse des Industriellensohns dauerhaft auf sich zu lenken. Als unvermittelt Clara im Tanzsaal erscheint, um ihrem Vater beizustehen, ist J. R. Prince von der Natürlichkeit des rußbeschmierten Mädchens wie verzaubert. Nachdem er sie mithilfe eines zurückgelassenen Schuhs nach dem Ball wiederfindet, hat das Aschenputtel seinen Prinzen gefunden ... Doch was ist mit Livia? Nach einer letzten Konfrontation mit ihrer Mutter schafft sie es, sich von ihr zu befreien und ihr eigenes Glück zu finden.
Die Musik des Balletts
Live-Musik

  • Franck Angelis: Impasse, 3.Satz und 4. Satz
  • Marko Kassl: Ruß.Partikel
  • Klaus Paier: Awakening; Hymn
  • Arash Safaian: Alpha
  • Johann Strauss (Sohn): Aschenbrödel (arrangiert für Akkordeon von Marko Kassl)
  • Fumio Yasuda: Blue Ruins

Musik vom Band

  • Hazel Dickens: Pretty Bird
  • Sarah Ogan Gunning: Hello Coal Miner
  • Woody Guthrie: 1913 Massacre
  • Uncle Dave Macon: We‘re up against it now
  • Camille Saint-Saëns/Nina Simone: Thema aus „Samson and Delilah“
  • Johann Strauss (Sohn): Aschenbrödel, An der schönen blauen Donau
Besetzung
Stimmen unserer Scouts für Oper und Ballett
Als Innenarchitektin arbeitet Ulla Blennemann seit 26 Jahren in der Düsseldorfer Carlstadt. Sie mag Sport und klassische Musik, singt selbst solistisch und geht gern in die Oper. Wird sie auch Opern­neulinge dafür gewinnen?
Ulla Blennemann über die Premiere am 09.05.2025:
Mein Tipp: Für alle Altersklassen zu empfehlen und sich von Beginn an mit Augen und Ohren auf die feinen Details der Inszenierung einlassen und klassischen sowie modernen Tanz erleben. Das erste Handlungsballett der Saison hat mich vom ersten Moment mit ausdrucksstarkem Tanz, variantenreicher Musik und zurückhaltendem, purem Bühnenbild eingefangen.
Ein bekanntes Märchen, großartig neu interpretiert. Alle Gefühlsebenen und Charaktere wurden mit ihren ziselierten Feinheiten auf höchstem Niveau tänzerisch umgesetzt. Mir haben die unterschiedlichen Musikstücke ebenfalls sehr gut gefallen. Klasse, beeindrucken, kurzweilig.

Barbara Pelz über die Premiere am 09.05.2025:
„Ruß“ bzw. Aschenputtel als Ballett – die Handlung an sich einfacher zugänglich als zum Beispiel bei Signaturen und dann doch wieder besonders.
Die Musik „vom Band“ und erst recht die Besonderheit des Akkordeonspiels haben mich sofort abgeholt.
Ein Perspektivwechsel, denn Stiefschwester Livia spielt die Hauptrolle spielt und erlebt die größte Entwicklung, aber auch in alle anderen Rollen durfte ich mich hineinfühlen.
Die Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein können – streng, besorgt, zielorientiert, neugierig, ungestüm, unbeschwert, verliebt, funktionierend, ernst, hoffnungsvoll… Mit einer großartigen Körperbeherrschung und Leichtigkeit wird getanzt und gespielt: Vom schuftenden Arbeiter im Kohleabbau über eine Familie, die sich erst finden muss, bis hin zum vermögenden Industriellensohn.
Das Bühnenbild ist eher schlicht gehalten und weiß doch raffiniert die Handlungsstränge und Besonderheiten (Käfig - als Kleiderkorb oder Kronleuchter) hervorzuheben.
Ein Happy End der besonderen Art – Bridget Breiner hat’s drauf!

Barbara Pelz arbeitet bei der HSBC in Düsseldorf. Nach Klassikern wie „Die Zauberflöte“ oder „La traviata“ möchte die Bankkauffrau die Vielfalt des Musiktheaters besser kennenlernen und auch mit Kolleg*innen darüber ins Gespräch kommen.
Markus Baireuther kam zum Studium nach Düsseldorf und blieb. Der Buchhändler („Der Bücher Ober“) schätzt die Vielfalt der Kultur in der Stadt. Er besuchte schon viele Opern und Ballette – besonders in der Ära von Martin Schläpfer. Nun ist er gespannt auf Neues.
Markus Baireuther über die Premiere am 09.05.2025:
Wir alle kennen das Märchen von Aschenputtel und es gab im Laufe der Geschichte hunderte Variationen dieser Erzählung im Erdenrund und alle waren sich doch mehr oder weniger recht ähnlich. Aschenputtel ist Protagonistin, um nicht zu sagen das Role Model der Story. Umso ergreifender die Chuzpe, mit welcher Bridget Breiner, in ihrer Choreographie von „Ruß“, dem Stoff eine rasante Wendung verpasst.
Anfangs ist es ein wenig irritierend, sich vom Märchen zu verabschieden, um auf eine harte Realität zu treffen. Aber schnell sind wir bezaubert. Im Mittelpunkt steht jetzt Livia, die ältere der beiden Stiefschwestern. Wir begegnen einer Frau in ihrer Sehnsucht nach Liebe, Sichtbarkeit und Selbstbestimmung und erleben eine Charakterbildung. Perfekt tänzerisch in Szene gesetzt, sind hier die Beziehungen untereinander. Das Bühnenbild ist pragmatisch konzipiert und fügt sich gut in die Handlung.
Musikalisch gewohnt gut, herausragend der Akkordeonist Marko Kassl. Er schafft es durch sein Spiel, Gefühle und Emotionen sichtbar zu machen. Sehr harmonisch die Verbindung von klassischem Ballett zu Modern Dance. Düsseldorf kann zu Recht stolz auf diese Compagnie sein.
Wermutstropfen für Romantiker. Es gibt kein Happy End in Disneyland, Livia erkennt sich, aber zur Verwirklichung, fehlt noch der nächste Schritt.

Stephan Schwering über die Premiere am 09.05.2025:
Als Ballettneuling war „Ruß“ für mich eine neue Erfahrung. Nach eher abstrakten Abenden wie „Signaturen“ oder „Kaleidoskop“, die mich unmittelbar begeistert haben, blieb „Ruß“ bei mir emotional stellenweise auf Distanz. Vielleicht fehlte mir manchmal die tänzerische oder musikalische Dynamik – oder ich lerne erst, die Sprache des Handlungsballetts zu verstehen. Ich benötigte erst eine gewisse Gewöhnung im ersten Teil, der zweite Teil sprach mich dann sehr an.
Unbestritten sind dabei die großartigen Leistungen des Ensembles: Besonders einige Pas de Deux berührten mich durch ihre poetische, intime Tiefe. Auch die Musik – teils vom Band, teils live am Akkordeon – trug mit feinen Akzenten zu einem stilleren, atmosphärisch dichten Abend bei. Wer bereit ist, genau hinzusehen, wird mit einem ruhigen, vielschichtigen Ballett belohnt.
Musik erreicht Stephan Schwering immer emotional – egal, ob Pop, Rock, Soul oder elektronische Musik. Warum sollte das mit der Oper und dem Ballett nicht auch so sein, fragt sich der Leiter der Zentralbibliothek im KAP 1 in Düsseldorf.
Die Düsseldorferin Nina Chevalier ist Immobilienberaterin und engagiert sich ehrenamtlich bei der IHK. Oft begegnet sie dem Klischee, dass „nur alte Leute“ in die Oper gehen – das möchte sie durchbrechen.
Nina Chevalier über die Premiere am 09.05.2025:
Das Märchen von Aschenputtel wurde von Bridget Breiner, die mich mit „Signaturen“ letztes Jahr schon überzeugt hat, sehr gut klassisch-modern umgesetzt.
Das Material „Ruß“ besteht u.a. aus Graphit und Diamant. Der Bezug wurde mir im 1. Akt bereits deutlich. Die Handlung beginnt im Ruhrgebiet in der Welt des Bergbaus. Im Mittelpunkt steht allerdings nicht das Aschenputtel Clara, sondern ihre Stiefschwester Livia. Livia, die sehr stark unter dem Druck und den Erwartungen ihrer Mutter steht (heute würde man es „helikoptern“ nennen), entdeckt im Aschenputtel Clara eine Rivalin, der es am Ende gelingt, den „Diamanten“ J.R. Prince (Sohn eines Industriebarons) dauerhaft für sich zu gewinnen.
Livia allerdings erlebt eine persönliche Befreiung von gesellschaftlichen und persönlichen Zwängen, was sie am Ende zu einer Gewinnerin werden lässt.
Das schlichte eindrucksvolle Bühnenbild, die klaren auch leidenschaftlichen Bewegungen der Tänzer*innen, aber auch die charakterstarke Besetzung haben mich insgesamt sehr begeistert.
Musikalisch kam ich auch vollkommen auf meine Kosten: Johann Strauss mag ich sehr, die Musik hat gut gepasst. Es war ein mitreißender Ballettabend!

Christine Kubatta über die Premiere am 09.05.2025:
Mit „Ruß“ gibt Bridget Breiner dem bekannten Märchen einen Perspektivwechsel auf die Figur „Livia“.
Durch Livias persönlichen Weg der Transformation, der von Unsicherheiten und Ängsten geprägt ist, werden die Zuschauenden eingeladen, die eigene Perspektive auf Identität und Selbstakzeptanz zu reflektieren. Durch den Einsatz von klassischen und zeitgenössischen Tanzstilen, verleiht Breiner den Charakteren eine große Palette an Emotionen und Stimmungen, die dieses Stück so besonders machen. Die unterschiedlichen Musiken – mal vom Band, mal live mit Akkordeon unterstützen dabei die inneren Konflikte der Figuren, zeigen aber auch Momente der Stärke und des Empowerments.
Eine berührende Inszenierung, die durch Hingabe und Können der Tänzerinnen und Tänzer besticht und dem Stück eine besondere Tiefe verleiht. Unbedingt anschauen!

Christine Kubatta, Head of Market Development der Fresenius Hochschule in Düsseldorf, nutzt gern das Kulturangebot der Stadt. Trotz ihres Kunststudiums hatte sie bisher wenig Bezug zum Opernhaus – das möchte sie als Scout für Oper und Ballett ändern.
Natalie Schmidt, Studentin an der Universität Duisburg-Essen, geht häufig ins Theater, in die Oper oder ins Ballett. Weil ihr dabei oft der Austausch mit anderen über das Erlebte fehlt, freut sie sich auf ihre Tätigkeit als Scout.
Natalie Schmidt über die Vorstellung am 14.12.2024:
Das Ballett „Ruß“ hat mir sehr gut gefallen. Normalerweise ist Aschenputtel mein Lieblingsmärchen, doch diese Erzählung aus der Perspektive der Stiefschwester hat mich ebenfalls begeistert.
Besonders beeindruckt hat mich die Präzision der Tänzer*innen, die jedes Gefühl so intensiv und ausdrucksstark darstellen. Auch das Bühnenbild hat mich fasziniert. Es war nicht nur kreativ und stimmungsvoll gestaltet, sondern harmonierte perfekt mit der Musik. Diese war ebenfalls etwas Besonderes, denn neben den klassischen Elementen sorgte ein Akkordeonspieler für eine besondere, stimmige Atmosphäre, die die Tänzer*innen auf wunderbare Weise begleitete.
Als das Ballett zu Ende ging, war ich tatsächlich ein wenig traurig, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Ich kann diese Aufführung jedem wärmstens empfehlen. Die Handlung ist klar und anschaulich erzählt, sodass man sich wunderbar in die Geschichte hineinversetzen kann. Ich habe mich während der gesamten Aufführung voll und ganz von der Erzählung getragen gefühlt.

Thomas Fligge über die Vorstellung am 14.12.2024:
Mein Höhepunkt des Ballettabends „Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel“ war die Musik, die Marko Kassl live auf dem Akkordeon gespielt hat. Hier möchte ich exemplarisch die letzten beiden Musikstücke herausheben, in denen Marko Kassl die breite Palette an Emotionen musikalisch ausdrücken konnte. So atmosphärisch und rhythmisch habe ich dieses Instrument noch nicht erlebt. Mit diesen Musikstücken gelang es, unmittelbaren Zugang zu den inneren Gefühlen der Hauptfiguren zu bekommen.
So leicht mir der Zugang über die Musik fällt, so schwer fällt mir der Zugang zur tänzerischen Darbietung. Als Ballett unerfahrener Teil des Publikums hatte ich vor allem im ersten Akt große Mühe, Eifersucht, Neid, Liebe oder Sehnsucht in der Körpersprache der Tänzer*innen zu erkennen, weswegen der Abstand zur tänzerischen Darbietung nicht kleiner wurde. Das änderte sich aber nach der Pause. Wahrscheinlich bedarf es weiterer Ballettabende, um einen leichteren Zugang zu dieser Kunstform zu bekommen. Ich werde wohl ein weiteres Mal bei „Ruß“ im Publikum sitzen.
Summa summarum: Ein Ballettabend, in dem alles zusammenpasst. Minimalistisches Bühnenbild, Musik, Kostüme und Lichtregie ergeben ein stimmiges Ganzes.

Thomas Fligge, Musiklehrer am Duisburger Mercator-Gymnasium, hat sein ganzes Leben schon mit Musik zu tun, allerdings nicht mit Oper und Ballett. „Hallo Oper, ich komme!“ sagt der Organist und Liebhaber von Sinfoniekonzerten.
Laura Schulten ist Grundschullehrerin in Duisburg-Marxloh und konnte als Jugendliche mit ihren Großeltern viele Eindrücke im Musiktheater gewinnen. Sie findet, dass jedes Kunsterlebnis etwas auslöst und Emotionen freisetzt.
Laura Schulten über die Premiere am 06.12.2024:
Etwas für die Ohren: Der Akkordeonspieler und die Tänzer*innen haben wunderbar miteinander gespielt, die Mischung der unterschiedlichen Musik-Genres führte mich durch die einzelnen Kapitel der Geschichte.
Etwas für die Augen: Die Tänze waren abwechslungsreich und stimmungsvoll. Ich konnte die innere Zerrissenheit von Livia, die Wildheit und Freude von Clara oder die Kontrollsucht von Livias Mutter wirklich sehen. Und die Farben wirkten so durchdacht, es gab schmutzige Arbeitermonturen, klobige Stiefel, schlichte, blassblaue Kleider, fließendes Mitternachtsblau auf dem Ball... In Verbindung mit einem Bühnenbild – oder besser, einer Bühneninszenierung (wenige, dafür bewegliche und durch die Lichtgestaltung sehr wandelbare Elemente) – hat dies die Tanzenden durch das Stück begleitet und ein wunderbares Gesamtkunstwerk geschaffen.
Etwas für das Herz: Der Perspektivwechsel, den man erlebt, da die Geschichte von Aschenputtel durch die Augen der älteren Stiefschwester Livia erzählt wird, war erfrischend anders und eröffnete Momente, die mich mit dem Vater, der Stiefmutter und allen Schwestern haben mitfühlen lassen.

Corinna von der Heyde über die Premiere am 06.12.2024:
Es dauert manchmal, bis man sich auf ein Stück einlassen kann – und bei „Ruß" war das für mich so. Während der erste Akt mich noch auf Distanz hielt, zog mich der zweite hingegen in seinen Bann. Eine besondere Schönheit lag in den vulnerablen Tänzen der „Liebespaare“.
Erfrischend war auch die Perspektive: Die unscheinbare, demütige Stiefschwester stand im Mittelpunkt, was den Kontrast zu Aschenputtel – sprühend und ausdrucksstark – verstärkte. Beide Figuren wirkten dadurch vielschichtig und lebendig.
Musikalisch kredenzte „Ruß" klassische Töne wie auch nostalgische Bluegrass- und Folk-Musik, wundervoll ergänzt durch die resonanten Live-Klänge eines Akkordeons.
Meine Sorge vor einer „platten Ruhrpottgeschichte“ war unbegründet: Die Ästhetik war feinfühlig vom Ruhrgebiet und der amerikanischen Bergbautradition inspiriert, ohne ins Klischee abzurutschen. Das Bühnenbild beeindruckte durch wirkungsvolle Zurückhaltung, während die pastellige Farbpalette dem Ruhrgebiets-Grau eine unerwartete Leichtigkeit entgegensetzte.
„Ruß" ist kein traditionelles Märchen, sondern eine Geschichte der Selbstermächtigung. Sie entfaltet sich langsam – und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.


Die Wahl-Duisburgerin und Kommunikationsmanagerin Corinna von der Heyde hat schon oft auf kleinen Bühnen gestanden und Theater gespielt. Sie liebt das Ballett und findet es spannend, die Oper neu für sich zu entdecken.
Gisa Möller ist in unmittelbarer Nähe zum Theater Duisburg aufgewachsen und war häufig mit ihrer Familie oder mit der Schule dort. Nach ihrem Berufsleben als Apothekerin ist sie als Künstlerin tätig und engagiert sich im Duisburger Kunstverein.
Gisa Möller über die Premiere am 06.12.2024:
Ein wunderbarer, berührender, poetischer, visuell bereichernder Ballettabend: Aschenputtel angesiedelt in einer Welt des Bergbaus.
Hier ist die Protagonistin nicht Aschenputtel, sondern ihre Stiefschwester! Fantastisch drücken alle Tänzer*innen die darzustellenden Charaktere, Eifersucht, Neid, Liebe, Sehnsucht und Freude durch ihre Körpersprache aus.
Es ist ein Ballett, in dem Tanz, Musik, Kostüme, Bühnenbild und Lichteffekte harmonisch aufeinander abgestimmt sind – alles passt zusammen: mal Akkordeonklänge live, mal Johann Strauss, mal Bluegrass Sound vom Band; Tanz barfuß, in derben Arbeiterschuhen und Spitzenschuhen; Kostüme mal grob und schmutzig von Ruß, mal elegant.
Erwähnen möchte ich das Bühnenbild aus vom Schnürboden herabhängenden Waschkauen, die als Korb für Schmutzwäsche und als Kronleuchter dienen, und aus drei Schiebewänden, die von den Tänzer*innen bewegt werden und mal einfache Holzhäuser, mal Kohleberge, mal den Himmel darstellen. Sie geben – wunderbar ausgeleuchtet – Szenen aus dem Leben der Familie frei, wie ein Tableau vivant, die dann kurz wieder verschwinden, um beim nächsten Mal die veränderte Situation der Familie darzustellen.
Es ist die Geschichte der Selbstfindung einer jungen Frau, die am Ende des Balletts allein auf der Bühne sitzt mit dem verlorenen Schuh in der Hand, sich von der Mutter gelöst hat und hoffnungsfroh in die Welt blickt! Unbedingt sehens-, hörens- und fühlenswert!

Ariane Bauer über die Premiere am 06.12.2024:
Ruß statt Asche – Das ist das Motiv, das Choreographin Bridget Breiner wählt, um Aschenputtel neu zu erzählen. Die Verbindung von Bergbau-Historie und Grimm’schen Märchen fügt sich unerwartet harmonisch ineinander. Breiners Inszenierung spielt mit Gegensätzen und hatte mich ab der ersten Minute.
Ihr Aschenputtel, herausragend getanzt von Emilia Perrudo Aguirre, ist kein Mauerblümchen, sondern ein Freigeist, die sich ihren Drang nach Freiheit und ihre Liebesfähigkeit nicht von der strengen Stiefmutter (phänomenal: Norma Magalhaes) nehmen lässt. Die Bergbau-Szenen, untermalt mit schallplattenknisternder Bluegrass-Musik vom Band, erinnern an amerikanische Musicals der 1930er und 40er Jahre. Das Akkordeon, virtuos gespielt von Marko Kassl, ist Spiegel und Antwort auf die Gefühle der Tänzer*innen. Insbesondere im Zusammenspiel mit Francesca Berruto, die Livias Zerrissenheit zwischen dem Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung und den Wünschen der Mutter eindrucksvoll auf die Bühne bringt. Besonders der Schluss, der eben nicht mit der Hochzeit zwischen Aschenputtel und dem Prinzen endet, sondern mit Livias Befreiung von den ihr auferlegten Zwängen als Akt der Selbstermächtigung.

Als Kommunikationsmanagerin lebt und arbeitet Ariane Bauer seit 14 Jahren im Ruhrgebiet. Die Oper begleitet sie bereits seit ihrer frühen Kindheit, deshalb freut sie sich auf das Projekt und den Austausch mit den anderen Scouts und den Künstler*innen.
Nina Makella arbeitet in einem Modegeschäft. Die Oper hat für sie etwas „Märchenhaftes“, sie fand im Bekanntenkreis bisher aber wenig Gleichgesinnte. Jetzt freut sie sich darauf, mit den Scouts über die Vorstellungen zu sprechen.
Nina Makella über die Premiere am 06.12.2024:
Bridget Breiners „Aschenputtel“ besticht durch ein eindrucksvolles Bühnenbild. Verschiebbare Holzwände zeigen die Enge der Kohleschächte und die einfache Behausung der Arbeiter. Körbe an der Decke symbolisieren mal Waschkaue, mal Kronleuchter im Ballsaal.
Interessant ist der Perspektivwechsel: in Breiners Version steht Aschenputtels Stiefschwester Livia im Fokus. Eingesperrt in die harte Welt des Bergbaus tanzt sie mit hölzernen, eckigen Bewegungen, während Aschenputtel voller Leichtigkeit und Freiheit über die Bühne schwebt. Besonders die Pas de Deux zwischen Aschenputtel und ihrem Vater berühren durch ihre ganz eigene Sprache. Die Stiefmutter dagegen versucht durch Kontrolle und Härte ihre Familie zu sichern, was zu starken Konflikten führt. Sie tanzt sehr elegant mit kontrollierten, steifen Bewegungen, die ihre innere Zerrissenheit zwischen Ehrgeiz und Überforderung verdeutlichen.
Am Ende findet Livia ihren eigenen Weg: Sie löst sich von ihrer Mutter und sitzt lachend vor einem weiten Himmel. Ein Symbol für innere Freiheit.
Fazit: Ein wunderbares Ballett, voller Gegensätze, Brüche und Spannungen eingebettet in wunderbare Musik.

Cosima Kissing über die Premiere am 06.12.2024:
Die Darbietung des Balletts „Ruß" von Bridget Breiner, hat mir sehr gut gefallen: Eine wunderbare Choreografie, ein klares, starkes Bühnenbild, die Performance der Künstler*innen quasi perfekt.
Die Geschichte des Aschenputtels wird hier auf die Moderne, bzw. die Zeit der „Maloche" des Ruhrgebietes übertragen. Die Hauptrolle hat nicht Aschenputtel, sondern die ältere Stiefschwester Livia.
Sehr beeindruckend ist schon der Beginn der Aufführung, wenn durch Licht und verschiebbare Wände der Lauf der Zeit, das Schicksal der Familie hervorragend dargestellt wird.
Die Handlung wird durch die Bewegungen so klar ausgedrückt und vertanzt, als ob Worte im Spiel wären, bis in die Finger- und Fußspitzen. Durch die Mimik erkennt man die jeweilige Stimmung, Absicht und Emotion der Protagonist*innen.
Die Musik, die teilweise vom Band, teilweise von einem wunderbaren Akkordeonspieler präsentiert wird, trat für mich eher in den Hintergrund, war aber immer stimmig. Der Tanz stand für mich im Vordergrund.
Das Ende stimmt hoffnungsvoll, ein Lachen der Livia entspannt die Tragik und die schwere Zeit, denn sie findet sich am Ende selbst und ich möchte davon ausgehen, dass sie ihr Leben selbstbestimmt und optimistisch weiterleben wird.

Cosima Kissing lebt in Mülheim an der Ruhr und stand als junges Mädchen selbst bei zwei Ballettvorstellungen auf der Theaterbühne. Sie erinnert sich noch genau an das Ambiente hinter den Kulissen und freut sich darauf, in die Atmosphäre im Theater Duisburg einzutauchen.
Die Buchhändlerin Linda Broszeit ist nach ihrer Selbstständigkeit heute noch häufig in der Duisburger Buchhandlung Scheuermann anzutreffen. Sie liebt die Atmosphäre in der Oper, aber die Vorstellungen haben sie bisher nur selten überzeugt: „Ich gebe der Oper eine letzte Chance“.
Linda Broszeit über die Premiere am 06.12.2024:
Die Idee, das Märchen „Aschenputtel“ aus der Sicht der „bösen“ Halbschwester Livia zu erzählen, begeisterte mich von Anfang an und auch deren Umsetzung ist sehr gelungen. Das schlichte, aber z.T. symbolträchtige Bühnenbild unterstreicht die Tanzszenen und lenkt nicht ab. Dass die Musik größtenteils vom Band kam, war vielleicht der einzige Wermutstropfen. Auf die Johann Strauss Musik hätte ich besonders im ersten Akt gerne verzichtet. Die live gespielten Akkordeonstücke hingegen waren musikalische Höhepunkte.
Aber besonders hervorheben möchte ich die grandiose Choreografie mit einer Fülle von einfallsreichen Schrittfolgen und Figuren, die die Geschichte und die Gefühlswelt der Protagonist*innen wunderbar ausgedrückt haben. Besonders in Erinnerung bleiben die liebevollen und lebensfreudigen Szenen zwischen Aschenputtel und ihrem Vater und die Tanzduette zwischen Livia und Arbeiter Mitch.
Zukünftige Ballettabende werden es schwer haben, vergleiche ich sie mit der Vorstellung von „Ruß“.


Ballettführer Audio
Einen kurzen Einblick in den Ballettabend „Ruß” und seine Choreographien gibt Ihnen hier Dramaturgin Julia Schinke.
Den Ballettführer in der Live-Version können Sie 30 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer erleben.

Dauer: 7:45 Minuten

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