30.11.2025-18.01.2026 / Oper

Giulio Cesare in Egitto

Georg Friedrich Händel
So 04.01.2026
Theater Duisburg
18:30 - 21:20
Oper
Im Anschluss: Nachgefragt
78685848382819
Gemischtes Abo I
Termine
19:00 - 21:50
Oper
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Samstags-Abo
18:30 - 21:20
Oper
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18:30 - 21:20
Oper
Im Anschluss: Nachgefragt
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Gemischtes Abo I
18:30 - 21:20
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Oper
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Kleines-Abo-2, Wechselnde Wochentage-Abo B
Beschreibung
Sie kam, sah und siegte.
Dramma per musica in drei Akten
Libretto von Nicola Francesco Haym
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
ca. 3 Stunden, eine Pause
Empfohlen ab 14 Jahren
Giulio Cesare hat seinen Feind Pompeo besiegt und ihn bis nach Ägypten verfolgt. Gegen Caesares Willen ist Pompeo jedoch vom ägyptischen König Tolomeo hingerichtet worden. Gattin und Sohn des Getöteten schwören, ihn zu rächen. Cleopatra indessen will den Thron Ägyptens für sich allein. Dazu muss sie ihren Bruder Tolomeo loswerden und die Unterstützung Cesares gewinnen. Sie verführt ihn, er verliebt sich in sie – und macht Cleopatra zur Königin Ägyptens.

Ob antiker Gebieter oder moderner Präsident, Giulio Cesare steht für das Bild des perfekten Herrschers: souverän, überlegt und gebildet. Doch schon mit der im Barock üblichen Besetzung von Frauen oder Kastraten in Männerrollen weicht das Bild vom männlichen Herrscher auf. Ist Herrschen männlich? Und Verführung weiblich? Wie verändern sich die Machtverhältnisse, wenn es eine Imperatorin wäre, der sich alle unterordnen müssen – und es ein Mann ist, der sie verführt?
Musikalische Leitung
Inszenierung
Choreographie
Dramaturgie
Intimitätskoordinatorin
Besetzung
Behind the scenes
Opernführer Audio
Einen kurzen Einblick in die Produktion „Giulio Cesare in Egitto” und ihre Hintergründe gibt Ihnen hier Dramaturgin Juliane Schunke. Den Opernführer in der Live-Version können Sie 30 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer erleben.

Dauer: 15:18 Minuten
Stimmen unserer Scouts für Oper und Ballett
Thomas Fligge, Musiklehrer am Duisburger Mercator-Gymnasium, hat sein ganzes Leben schon mit Musik zu tun, allerdings nicht mit Oper und Ballett. „Hallo Oper, ich komme!“ sagt der Organist und Liebhaber von Sinfoniekonzerten.
Thomas Fligge über die Vorstellung am 05.12.2025 in Duisburg:
Das Publikum der Aufführung am 05.12.2025 erlebte einen großartigen Opernabend. Zumindest was die Musik und ihre Ausführung betrifft. Den Gesang von Countertenören habe ich schon häufiger gehört. Die Begegnung mit einem Sopranisten war für mich allerdings ein besonderes Ereignis. Dennis Orellana, dessen Virtuosität überragend war, war mein Star des Abends. Große Bewunderung insgesamt für alle Solisten, die völlig mühelos und perlend ihre Koloraturen sangen. Mein Bravo auch für die Duisburger Philharmoniker, die diesmal von dem Barockspezialisten Attilo Cremonesi geleitet wurden. Die Affekte der Arien und Rezitative wurden sehr überzeugend gespielt.
So weit so gut. Bühnenbild und Regiekonzept bereiteten mir allerdings große Probleme. Zwar wechselten die Großbuchstaben des Wortes „POWER“ ihre Position, um Ein- und Durchblicke zu ermöglichen. Insgesamt aber war das Bühnenbild über den Zeitraum von fast drei Stunden langweilig.
Ich frage mich außerdem, welchen Mehrwert der Geschlechtertausch bringt. Zumindest am Anfang musste ich mir immer wieder sagen, das ist jetzt Cäsar, das ist Cleopatra, um den Überblick zu behalten. Es gelang mir aber den ganzen Abend nicht, in Dennis Orellana eine erotische Verführerin zu sehen. Ich verstehe das Anliegen dahinter, aber Genderwahn ist auch ein Klischee.
Gianna Reich über die Premiere am 30.11.2025 in Duisburg:
Die Inszenierung von „Giulio Cesare in Egitto“ hat mich vor allem durch ihre Wirkungskraft beeindruckt. Der bewusste „Gender-Swap“ eröffnet eine ungewohnte Perspektive auf Macht, Verführung und Identität und bringt mich noch immer zum Nachdenken: Wer hat eigentlich das Recht zu herrschen – und warum? Die politischen Intrigen, emotionalen Brüche und die spielerische Hinterfragung von Geschlechterrollen verweben sich zu einem Abend, der weit über die Musik hinauswirkt. Ich nahm nicht nur starke Stimmen und eindrucksvolle Bilder mit, sondern vor allem die Erkenntnis, dass Machtspiele und Nähe nichts mit Geschlecht zu tun haben, sondern mit Haltung und Absicht. Ein Opernerlebnis, das nachhallt.
Gianna Reich arbeitet im Bereich Quartiersentwicklung bei Duisburg Business & Innovation. Privat ist sie als Street Art-Künstlerin in Duisburg aktiv – auf ihren „Dellephant“ stößt man vielerorts im Stadtbild. Bereit für einen Genrewechsel möchte sie sich auf die Oper einlassen.
Nina Makella arbeitet in einem Modegeschäft. Die Oper hat für sie etwas „Märchenhaftes“, sie fand im Bekanntenkreis bisher aber wenig Gleichgesinnte. Jetzt freut sie sich darauf, mit den Scouts über die Vorstellungen zu sprechen.
Nina Makella über die Premiere am 30.11.2025 in Duisburg:
Ein persönlicher Eindruck von einer innovativen Opernpremiere
Am Sonntagabend habe ich die Premiere von „Giulio Cesare in Egitto“ im Theater Duisburg besucht und war von Beginn an gefesselt. Besonders der mutige Geschlechtertausch – aus Caesar wurde Caesare, aus Cleopatra Cleopatro, – hat mich zunächst überrascht und verwirrt, aber schon bald empfand ich diese Umsetzung als äußerst kreativ und absolut zeitgemäß.
Das Regiekonzept spielte geschickt mit meinen Erwartungen und hinterfragte gängige Klischees. Das Bühnenbild war beeindruckend: Riesige, leuchtende Buchstaben wurden immer wieder neu in Szene gesetzt und sorgten für ein opulentes Bühnenbild.
Die Handlung blieb durchweg spannend, und die Darsteller*innen überzeugten mit leidenschaftlichem Spiel und fantastischen Stimmen. Besonders das Zusammenspiel von Orchester, Chor und Solist*innen war für mich ein musikalischer Hochgenuss. Letztendlich wurde ich bestens unterhalten, das Publikum ebenfalls – es gab viel Beifall und Standing Ovations.
Wer offen für neue Ideen ist, sollte sich dieses innovative Opernerlebnis nicht entgehen lassen.

Ariane Bauer über die Premiere am 30.11.2025 in Duisburg:
Brillanter Barock trifft auf experimentelle Rollenkonzepte - so zeigte sich der Premierenabend von Händels „Giulio Cessare in Egitto”. Nach einer hervorragenden Einführung durch Dramaturgin Juliane Schunke (sehr empfehlenswert!), war ich gut gewappnet für das Experiment, das sich Michaela Dicu überlegt hatte. Dicu brach mit stereotypen Rollenvorstellungen von Macht und Geschlecht. Giulio Cesare (wundervoll gesungen von Mezzosopranistin Anna Harvey) wird zur weiblich gelesenen Imperatorin und Cleopatro zum männlich gelesenen Verführer (herausragend brillant gesungen von Sopranist Dennis Orellana). Bühnenbild und Kostüme sind in der Gegenwart angesiedelt, spiegeln mit viel Gold und Palmen Dekadenz und Luxus wider und erinnern in der Ästhetik an ein Luxusressort. Neben Harvey und Orellana brillieren die Countertenöre Tobias Hechler (Tolomeo) und Maximiliano Danta (Sesto) mit ausdrucksstarkem Spiel und rasanten Koloraturen. Wunderschön spielen die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Dirigent und Barock-Experte Attilio Cremonesi, stilecht mit einer Continuo-Gruppe auf historischen Instrumenten wie Theorbe oder Arciliuto.
Mein Fazit: Als große Barock-Freundin überzeugt mich der Abend musikalisch voll und ganz. Das Regie-Konzept war mir in Teilen zu gewollt und zu viel Metaebene. Zum Nachdenken gebracht hat mich der Abend noch in den Tagen danach. Deshalb meine Empfehlung: unbedingt ansehen!
Als Kommunikationsmanagerin lebt und arbeitet Ariane Bauer seit 14 Jahren im Ruhrgebiet. Die Oper begleitet sie bereits seit ihrer frühen Kindheit, deshalb freut sie sich auf das Projekt und den Austausch mit den anderen Scouts und den Künstler*innen.
Gisa Möller ist in unmittelbarer Nähe zum Theater Duisburg aufgewachsen und war häufig mit ihrer Familie oder mit der Schule dort. Nach ihrem Berufsleben als Apothekerin ist sie als Künstlerin tätig und engagiert sich im Duisburger Kunstverein.
Gisa Möller über die Premiere am 30.11.2025 in Duisburg:
GiuliA Cesare und CleopatrO….die Verwirrung ist anfangs groß. Wer ist wer? Cesare in Frauenkleidern, Cleopatra in Männerkleidung! Soll die Inszenierung uns sagen, dass es in jedem Mann weibliche und in jeder Frau männliche Anteile gibt, ohne es zu bewerten? Das ist bestens gelungen, auch durch die wunderbaren Kostüme!
Die Inszenierung entwickelt sich zwischen kriegerischen, ernsten, poetischen, humorvollen, auch albernen, fast manieristischen Szenen, die mich an die Kunstepoche von Barock und Rokoko erinnert haben.

Im Gegensatz dazu gibt es ein modernes Bühnenbild aus überdimensionalen Buchstaben, die Zusammengesetzt POWER ergeben, mit Grünpflanzen gefüllt sind und je nach Szene verschoben werden. Dabei musste ich unweigerlich an Flowerpower denken. Auch das vielleicht beabsichtigt? Denn nach den Wirren um Macht, Liebe, Intrigen, Hass, Vergänglichkeit, Wut, Traurigkeit, Demütigung, Rache, Lust und Verlust ist das Ende der Handlung friedlich und positiv.

Über Allem schwebt – im wahrsten Sinne des Wortes – die Händel Musik mit himmlischem Gesang, spektakulär ausgedrückt durch Sänger, Chor und Orchester! Selten kann man 2 fantastische Countertenöre und einen Sopranist gleichzeitig erleben. Eine sehr kurzweilige und berührende Inszenierung, über die man lange nachdenken kann!
Corinna von der Heyde über die Premiere am 30.11.2025 in Duisburg:
Eigentlich bin ich großer Fan von „Geschlechtertausch“ und unerwarteten Rollenbesetzungen, weil sie ein fantastisches Mittel sind, um zu provozieren – nicht nur im wörtlichen Sinne, sondern auch, um neue Gedanken anzustoßen. In dieser Inszenierung von Giulio Cesare in Egitto wirkte dieser Ansatz auf mich jedoch nicht zu Ende gedacht. Zurück blieben viele Fragezeichen: Sollte die Überzeichnung geschlechtsspezifischer Eigenschaften komisch sein – oder eben nicht? Und lässt eine solche Überzeichnung überhaupt zu, den „Geschlechtertausch“ ernst zu nehmen, um wirklich beantworten zu können, ob sich dadurch Machtverhältnisse verändern? Oder bleiben sie nicht vielmehr gleich, weil Cesare immer noch männlich und Cleopatra immer noch weiblich konnotiert sind? Auch die sexualisierten Anspielungen kamen für mich stellenweise etwas zu kalkuliert daher. Was offenbar verführerisch oder sadistisch gemeint war, wirkte auf mich mitunter eher befremdlich.

Die gesanglichen Leistungen der Sänger*innen waren dagegen großes Kino. Allen voran Dennis Orellana als Cleopatra bzw. Cleopatro, der mich sowohl stimmlich als auch darstellerisch beeindruckt hat. Ebenfalls herausragend: die Duisburger Philharmoniker samt Continuo-Gruppe – für meine Ohren ein echter Genuss.

Die Wahl-Duisburgerin und Kommunikationsmanagerin Corinna von der Heyde hat schon oft auf kleinen Bühnen gestanden und Theater gespielt. Sie liebt das Ballett und findet es spannend, die Oper neu für sich zu entdecken.
Die Buchhändlerin Linda Broszeit ist nach ihrer Selbstständigkeit heute noch häufig in der Duisburger Buchhandlung Scheuermann anzutreffen. Sie liebt die Atmosphäre in der Oper, aber die Vorstellungen haben sie bisher nur selten überzeugt: „Ich gebe der Oper eine letzte Chance“.
Linda Broszeit über die Premiere am 30.11.2025 in Duisburg:
Ich las zuvor das Libretto, um mich ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Das war eine gute Entscheidung, denn alleine die Idee, Cäsar mit einer Sängerin und Cleopatra mit einem Sopranisten zu besetzen, verlangte Konzentration, um dem Stück folgen zu können. Ich gab irgendwann den Versuch auf, die widersprüchlich ausgesandten Signale der Figuren nachzuvollziehen und erfreute mich nur über den wunderschönen Gesang von Menschen. Da war es dann auch egal, dass die schauspielerische Leistung manchmal dürftig war.
Das Bühnenbild aus Stahlkonstruktionen mit Blümchen erinnerte an ein Ferienresort mit Tennisplatz oder Bar. In dieser Umgebung erklang barocke Musik und das passte für mich nicht zusammen.

Diese Operninszenierung hat mich herausgefordert und das rechne ich ihr positiv an. Nichtsdestotrotz bin ich eine Anhängerin der Idee, dass alte Lieder (oder Theaterstücke) Botschaften über die Zeit hinweg in die Zukunft tragen- warum muss man diese Botschaften verändern?

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