16.04.–24.06.2023 / Oper

Die tote Stadt

Erich Wolfgang Korngold
So 16.04.2023
Opernhaus Düsseldorf
18:30 - 21:15
Premiere Oper
Premieren-Abo Düsseldorf
Termine
19:30 - 22:15
Premiere Oper
78685848382819
Premieren-Abo Duisburg
19:30 - 22:15
Zahl, so viel Du willst! Oper
Zahl, so viel Du willst!
Wechselnde Wochentage-Abo A
19:30 - 22:15
Oper
78685848382819
Samstags-Abo
Beschreibung
Brügge sehen – und leben! Eine anrührende Oper über das Überwinden grenzenloser Trauer, in filmmusikreifem Gewand.
Oper in drei Bildern
Libretto von Paul Schott nach dem Roman „Bruges-la-Morte“ von Georges Rodenbach
In deutscher Sprache mit Übertiteln
ca. 2 ¾ Stunden, eine Pause
Empfohlen ab 16 Jahren
Nach dem Tod seiner Frau Marie hat sich Paul in Brügge in einem Kokon aus Schmerz und Erinnerung verschlossen. Doch dann bricht Marietta in seine Welt hinein. Die lebenssprühende Sinnlichkeit seiner neuen Bekannten weckt in dem trauernden Witwer längst verdrängte Sehnsüchte, die er mit zunehmender Panik zu bekämpfen sucht. Doch das Leben lässt sich nicht aufhalten…

Wie weit darf unsere Trauer gehen, ohne uns zu entwurzeln? Zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs legte der erst 23-jährige Erich Wolfgang Korngold seinem Protagonisten die Frage in den Mund, die zum bedrückenden Lebensthema einer traumatisierten Generation geworden war. Mit der üppigen Farbenpracht des spätromantischen Orchesterapparats illustriert der spätere Hollywood-Komponist im Stile einer Traumerzählung einfühlsam den schmerzhaften Prozess eines trauernden Mannes, der die Vergangenheit loslassen muss, um für die Zukunft bereit zu sein.

Regisseur Daniel Kramer hat sich mit seinen atmosphärisch dichten Inszenierungen international einen Namen gemacht. Mit „Die tote Stadt“ gibt er sein Debüt an der Deutschen Oper am Rhein.
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne und Kostüme
Chorleitung
Einstudierung Kinderchor
Ricardo Navas Valbuena
Dramaturgie
Besetzung
Stimmen unserer Scouts zu "Die tote Stadt"
Alissa Steinseifer
Gleich von Beginn an hat mich die Musik vollends gepackt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Noch nie zuvor habe ich in einer Oper diese Art von Musik gehört: Eine Mischung aus Disney und La La Land. Bunt mit vielen Stimmungswechseln. Wie immer absolut fulminant und mit viel Kraft von dem großartigen Orchester dargeboten. Umso beeindruckender die gesangliche Leistung der beiden Hauptrollen Corby Welch und Nadja Stefanoff, die scheinbar mit Leichtigkeit gegen diese Lautstärke ansingen konnten.
Auch die schauspielerische Leistung von Mara Guseynova (Marie) hat mich sehr gefesselt. Vor allem im dritten Akt und ganz besonders als sie im grellen Sonnenlicht ein zweites Mal zu sterben scheint.
Inhaltlich war man als Zuschauer*in wieder stark gefordert und an der ein oder anderen Stelle blieb eine gewisse Verwirrung nicht aus, die sich bei mir am Ende des 3. Aktes jedoch fast komplett in Wohlgefallen auflöste.
Ein mehr als gelungener Abend, der nachhaltig zum Reflektieren anregt.
-Alissa Steinseifer

Korngold lädt uns in Die tote Stadt ein; oder vielmehr in die düstere Welt von Paul, der in einer Psychose der Traurigkeit um seine tote Frau, jeden Sinn für Realität verloren hat. Es dauert nicht lange und auch wir finden uns in einer Symbiose von Puppenhaar und Hafenklang wieder, die uns nur schwer zwischen Wahn und Wirklichkeit unterscheiden lässt.
Es ist ein dunkles Stück, was aber durch seine Lichteffekte imponiert. Dramatische Blockbuster-Töne donnern uns die Verzweiflung über Verlust entgegen, während epischen Melodien den Zuschauerraum in eine Nostalgie des Nichtloslassens einhüllen. Der erste und dritte Akt haben etwas wunderbar erschütterndes, während der zweite Akt zu dick aufgetragen, nach Aufmerksamkeit zu schreien scheint.
Es ist ein Abend voller verdrehter Anzüglichkeit und atemberaubenden Standbildern. Was aber bis heute noch nachklingt ist der Schluss … in dem auch etwas Anfang zu finden ist.
-Anna von Aulock

Anna von Aulock

Christine Preuß
Die Oper Die tote Stadt thematisiert den Umgang mit Verlusten, die Schwierigkeit des Loslassens, des Idealisieren und die Notwendigkeit der Trauerbewältigung. Die filmreife und melodische Musik hat mich beruhigt, obwohl die Geschichte eher morbide ist.
Ein Wechselspiel zwischen Realität, Traum und Wunschvorstellungen, vermutlich bewusst nicht immer eindeutig. Im dritten Akt erleichtert es mich zu erkennen, dass offensichtlich alles nur ein Albtraum war und Paul nach vorne blicken kann. Besonders begeistert haben mich die Musik und der Hauptprotagonist Paul, gesungen von Corby Welch, der mit beeindruckender stimmlicher Ausdauer die Gefühle von Trauer, Schmerz, Sehnsucht, Liebe Leidenschaft und Verführung vermittelt. Wieder einmal ein facettenreicher und bereichernder Opernabend, der Raum für Interpretation und Deutung bietet.
-Christine Preuß


Kein leichtes Thema für diesen Abend – die bodenlose Trauer eines Menschen, der vielleicht den Weg ins Leben zurückfindet.
Inhaltlich wechselt die Oper zwischen Traumwelt und Realität. Dies immer richtig abzugrenzen, ist nicht immer einfach und das Stück gibt viel Raum für Interpretationen.
Das Orchester hat in dieser Oper ein immenses Klangvolumen und breitet sich füllig im Opernsaal aus.
Es ist schon beeindruckend, wie die Stimmen des großartigen Ensembles, insbesondere Corby Welch, es schaffen, sich gegen dieses Klangwerk zu behaupten.
Die Musik selber erinnert stark an Filmmusik, das Stück ist in den 20er Jahren entstanden.
Das Licht, die Kostüme und auch das Bühnenbild zeigen uns die Kontraste zwischen Leben und Tod, Licht und Schatten eindrücklich.
Ein Abend, der nachklingt.
-Elke Böttcher
Elke Böttcher

Markus Brandstetter
Unverbesserlich der Mann! Obwohl Marie und Marietta vehement um ihn ringen, kann Paul sich nicht zwischen Leben und Tod entscheiden. Die Betrachter*innen bekommen die Welt vor allem aus seiner Sicht vorgestellt und wissen nicht, ob sie dem trauen können. Dazu verwandelt sich die Düsseldorfer Oper in eine halluzinogene Projektionsfläche und erzählt die rätselhafte Liebesgeschichte schnell, dynamisch, gekonnt vor wenig Kulisse. Phantastisch ist der Wahrnehmungsraum erweitert mit impressionistischer symphonischer Musik. Unheimlich anrührend, wenn das liebende Paar singt: "Glück, das mir verblieb, Rück zu mir, mein treues Lieb." Unheimlich wissend, wenn Paul singt: "Harre mein in lichten Höhn, Hier gibt es kein Auferstehn." Eine Selbsttherapie mit allem was dazugehört, ein tolles, sehr sehenswertes Stück.
-Markus Brandstetter

Der Vorhang hebt sich und ich bin bei Paul, in Brügge. In Höchstgeschwindigkeit in eine Mischung aus Werkstatt und Erinnerungsstätte versetzt. In diesem, mit aufschlußreichen Details ausgestatteten Scenario, bewegt sich die teilweise schrill und dramatisch ins Licht gesetzt Handlung. Ihr zu folgen fällt mir nicht immer leicht. In schneller Folge geht es sehr lebhaft auf der Bühne zu. Es entwickelt sich ein Wechselspiel aus Liebe, Trauer und auch Heiterkeit. Augenfällig sichtbar gemacht mit der Garderobe aus der Kostümwerkstatt. Klassisch-konservativ, glamourös und grabesschwer - Traum und Wirklichkeit sind stofflich raffiniert miteinander verwoben. Musikalisch ist die die tote Stadt eine für mich überraschende Entdeckung. Die Gesangspartien beeindrucken und machen im Zusammenspiel mit dem „großen“ Orchester den Abend für mich unvergesslich.
-Peter Ripka

Peter Ripka begleitet seine Ballett- und Opernerlebnisse zeichnerisch.
Die Skizzen sind während der Premiere von Erich Wolfgang Korngolds "Die Tote Stadt" entstanden. Koloriert im Rückblick auf die gewonnen Eindrücke.
Peter Ripka

Benjamin Arndt
Erst mal ein paar kurze Fakten, schnell zusammen gefasst: das Stück ist toll. Die Kostüme eher puristisch und neuzeitlich interpretiert für ein Stück, was ja schon eigentlich ziemlich alt ist. Aber dadurch ist es auch ein interessantes Stilmittel.
Von der inhaltlichen Seite her betrachtet, ist es ein eher trauriges Stück. Keine leichte Kost. In der richtigen Stimmung kann es einen ganz schön mitnehmen. Der Verlust eines geliebten Menschen wird hier eindrucksvoll, fast schon bedrückend, dargestellt. Tiefe Trauer und unendliche Liebe finden hier in zwei dreiviertel Stunden auf der Bühne statt. Insbesondere das Schauspiel hat mir wirklich gut gefallen.
Aber viel mehr möchte ich von der Musik erzählen. Axel Kober, der Dirigent, hat mit seinen Kolleg*innen im Orchestergraben eine so große, musikalische Kraft erzeugt, mich emotional so gepackt, wie es selten der Fall war. Vielleicht noch nie. Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, man sitzt in einem Hollywood Kinofilm, nur mit viel besserem Klang, weil wir ja in der Oper sind.
Daher: Ohren auf, es lohnt sich.
-Benjamin Arndt

Was die Düsseldorfer Symphoniker in „Die tote Stadt“ an Melodien aus dem Graben heben, ist farbenfroh, opulent, herzzerreißend. Denkt man bei diesen fantastischen Klängen über den Komponisten Erich Wolfgang Korngold nach, der bei der Komposition Anfang 20 war, fragt man sich, was für eine Menge an Leid ein so junger Mensch erfahren haben muss, wenn er sich derart in Trauernde hineinversetzen kann. Das Beobachten von Witwer Paul, der sich gegen eine Gegenwart ohne seine zu Tode gekommene Frau Marie wehrt, schmerzt. Wie Heldentenor Corby Welch durch den Abend prescht, ist imposant. Er gibt den klagenden Paul und sein Schwanken zwischen Wahn und Wirklichkeit, sein Verharren in Klage, Sehnsucht und Scham so glaubhaft, dass man am liebsten aufspringen und die Figur aus ihrem lähmenden Kummer schälen würde. „Dein tief’ Gefühl hat dich verwirrt, dein tief’ Gefühl muss dich auch heilen“, wird zu Paul im ersten Akt gesagt. Ob am Ende der Aufbruch in eine heilsame Zukunft gelingt?
-Anne Florack
Anne Florack
Opernführer Audio
Einen kurzen Einblick in die Produktion „Die tote Stadt” und ihre Hintergründe gibt Ihnen hier Dramaturgin Anna Grundmeier. Den Opernführer in der Live-Version können Sie 30 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer erleben.

Dauer: 07:28 Minuten


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